Aus der Einleitung

Wie kann man jemanden beschreiben der unbeschreiblich ist? Einem Normalsterblichen wie mir, fehlen die Worte, um einen Mystiker wie Mevlana Celalleddin Rumi gebührend zu würdigen? Eine Persönlichkeit dessen Herz das „Licht der Fackel der Wahrheit“, trägt. Dieses Licht, dass er, vom Geist des Meisters der Menschheit, dem Propheten Muhammed (Friede sei mit ihm) empfing.

Ich bin kein Gelehrter im klassischen Sinne, ich hatte nur „Gott sei Lob und Dank“, das große Glück, Mevlana-Rumi kennenzulernen. Wie viele Menschen schon vor mir, die Rumi kennenlernten, berührten mich seine Worte, seine Wesensart tief im Herzen, als Lichtquelle – der Gegenwart Gottes.

Auf der Suche nach einem gebührenden Einstieg, stieß ich auf M. Fethullah Gülen, einem Gelehrten unserer Zeit. In einem Essay das er über die Werke und den Weg Mevlanas geschrieben hat, fand ich Beschreibungen und Erläuterungen von unbeschreiblicher Schönheit.

In der Geschichte der Menschheit begegnen uns, nur wenige hoch geschätzte Persönlichkeiten, die mit ihrer Stimme, ihren Worten, ihrer Liebe, ihrem Engagement und ihren Verheißungen, auch Jahrhunderte nach ihrem Tod uns in ihren Bann ziehen. Obwohl ihr Tod schon viele, viele Jahre zurückliegt, erscheinen sie uns frisch und lebendig. Ihre Gedanken, Analysen und spirituellen Botschaften bergen auch für die sozialen Nöte unserer Zeit, immer wieder neue unkonventionelle Rezepte.

Zu diesen außergewöhnlichen Menschen gehört Mevlana Celalleddin Rumi. Auch nach 800 Jahren, die zwischen seinem und unserem Leben liegen, hört uns Rumi zu. Er teilt unsere Gefühle und präsentiert mit seiner einzigartigen Stimme Lösungen für unsere Probleme. Sein Worte und seine Botschaft klingen für uns, als wenn Rumi es persönlich mitteilt. Sein Wissen über die Fragen des Lebens und seine Erkenntnisse über Gott und die Welt, sind heute genauso wie damals hochaktuell. Über Jahrhunderte inspirierten seine poetischen Verse, große Dichter und Gelehrte. Sein Charakter wiederspiegelt seine tief verwurzelte Beziehung, seine glühende Verehrung, Sehnsucht und Liebe zu Gott.

Diese einzigartige Liebe zum allmächtigen Schöpfer teilte er gerne mit Menschen, dies erfüllte und bestimmte sein Leben und jene, die durch seine Gnade und Großzügigkeit daran teilnahmen. Mevlana war trunken von dem Wein dieser Liebe, dass hohes spirituelles Wissen aus ihm sprudelte, die er in poetischen Versen zum Ausdruck brachte.

Der geheimnisvolle Weg der Derwische

Mevlana gilt als geistiger Vater des Mevlevi Ordens der „Tanzenden Derwische“. In besonderer Weise verbindet er Musik und Tanz als Mittel, um in Sphären der Liebe und der spirituellen Welt einzutreten. Musik vermag Menschen in ungeahnte Sphären zu führen, ihnen einen Weg zu sinnlicher und spiritueller Wahrnehmung zu öffnen. Der rhythmische Klang der Trommel und der fast traurige Klang der Flöte, begleiten die Derwische, in ihrem oft stundenlangen Tanz in Ekstase und erinnert sie, an den Schmerz der Trennung – ihrer Seelen von Gott. Nur wer diesen Schmerz der Entzweiung auch empfinden kann, wird die Worte Mevlanas verstehen.

Ein Mystiker lebt im Bewusstsein, dass jeder Augenblick sein letzter sein könnte, sein größtes Anliegen ist, sich darauf vorzubereiten. Mevlana sagte: “Du siehst das Licht Gottes auf der Erde durch drei Farben gefiltert. Wenn du dich nicht auf das reine Licht vorbereitest, wird dich das Licht blenden, wenn du es ohne Filter siehst.“ Also reinigt sich der Mystiker von jedem schlechten Tun und Denken, um spirituell reifer zu werden.

Ehrfurchtsvoll, achtungsvoll, nur mit reinen Gedanken und Herzen kann man sich Gott nähern. Gott schaut in die Herzen der Menschen und Er akzeptiert, nur die reine Liebe. Wem Gottesliebe eigen wird, der braucht und wünscht sich nichts anderes mehr.

Mystiker sind bescheiden, sie sammeln nicht gierig Besitztümer, noch sind sie Sklaven ihrer Gelüste. Sie wissen, dass sie nichts mitnehmen werden. Wozu auch? In der spirituellen Welt ist dies nicht von Nutzen.

Was bedeutet dies für uns Menschen

Der Mensch macht sich ständig Gedanken um sein körperliches Wohl und sorgt sich um seinen Lebensunterhalt. Er müht sich ab für eine hohe Stellung in dieser Welt und gibt sein ganzes Leben dafür hin. Diese Dinge sind jedoch alle vergänglich und nicht für die Ewigkeit bestimmt.

Mevlana hat im Mesnevi unteranderem auch das Wesen der menschlichen Seele behandelt und seine reichhaltigen Erfahrungen und sein Wissen weitergegeben. Nur sehr wenige Menschen gelangen schon im Leben hinter das Geheimnis der Seele. Genauso wie Gott ist die Seele etwas Unbeschreibliches, doch Mevlana gelang es in seinem Mesnevi vieles davon in Worte zu fassen.

Das Wesen des Menschen ist immer gleich. Auch nach tausenden von Jahren der menschlichen Geschichte hat sich dies nicht geändert. Menschen empfinden Liebe und Eifersucht, haben Wut und Hass, sind großzügig oder geizig, sind mitleidsvoll oder hartherzig, sind egoistisch oder opfern sich auf.

Unwissenheit ist eine der Ursachen für Ängste, Komplexe und menschliche Schwächen. Mevlana zeigt uns den Weg wie wir diese Hindernisse überwinden und uns von der Angst vor dem Unbekannten schützen können.

Wessen Kleid mit der Pranke der Liebe zerrissen wurde ist gereinigt von Begierden.

Sei gelobt du Liebe, du bist die Medizin für all unsere Krankheiten.

Alles ist der Geliebte der Liebende ist nur ein Schleier.

Der Lebendige ist der Geliebte der Liebende ist tot.

Wenn der Liebende keine Geduld gegen die Schmerzen der Liebe hat, bleibt er wie ein Vogel ohne Flügel.